Sauerkraut, Zwiebelkuchen und Kürbisbrötchen

Am Samstag, den 02.11.2024 wurde beim Brauchtumsverein Niederhöchstadt zum neunten Mal Sauerkraut hergestellt.

Beide Ziele des Vereins, nämlich „Das traditionelle Wissen über die Herstellung von Sauerkraut für die gesunde und saisonale Ernährung zu bewahren“ sowie „Anderen etwas beizubringen, damit sie es später selbst zu Hause machen können“ konnte wieder erreicht werden.

Dieses Jahr waren neben dem harten Kern des Vereins sieben der siebzehn Teilnehmerschaften zum ersten Mal dabei. Sogar eine Familie aus Heusenstamm ist extra angereist.

Und wie sieht’s nun um das Sauerkraut aus? Lecker, oder? Na gut, bis die Bestätigung kommt, vergehen noch einige Wochen. Aber bei so viel Liebe zu Detail sollte nichts schief gegangen sein.

Wie muss man sich das vorstellen: Kopf stößt an Kopf rund 150 kg Weißkohl, liegen bereit und harren der Dinge, die nun geschehen. Gleich geht es Ihnen an den Kragen. Groß ist das Gewusel in der Scheune Niederhöchstadt. Für gute Sauerkraut braucht man Weißkohlköpfe, die unbeschädigt sind und keine Flecken aufweisen. Der innere Strunk lässt sich am besten mit einem Spezialmesser herausschneiden. Wichtig ist nun, dass das Kraut zu wiegen, denn beim späteren Fermentieren muss genau 1 % des Gewichts an Salzzugesetzt werden. Dann geht’s mit Muskelkraft an den Krauthobel. 3 – 4 Messer und ein Schlitten, in dem je nach Größe ein halber oder ganzer Kohlkopf liegt, sorgen für ein ordentliches Gemetzel. Nach dem Hobeln wird das Salz hinzugegeben, und das Gemisch landet in einem Krauttopf und ab und an auch in Gläsern. Klassischerweise nimmt man einen Gärtopf auf Ton, den es in verschiedenen Größen gibt und im Gartenmarkt erhältlich ist. Dann wird die Krautmischung gestampft und gepresst und so tritt Flüssigkeit aus der Zellstruktur aus. Wer mag, gibt Wachholderbeeren, Knoblauch und Riesling hinzu, denn daraus wird ein typisches Weinsauerkraut.  Manche bevorzugen allerdings auch Molke. Ist der Topf zu 80 % gefüllt, spezielle Bretter, Steine und ein Deckel drauf und dann bleibt er für rund sechs Wochen verschlossen. Solange man später nur Schicht für Schicht entnimmt, so dass immer Flüssigkeit oben steht, kann man das Monate lang essen, idealerweise bis zur nächsten Kohlernte.  

Das erste Mal, dass auf diese Art und Weise Kohl eingemacht wurde, war laut Literatur um das Jahr 1200. Zu mindestens ist Sauerkraut wohl typisch deutsch. Früher haben die Familien in Niederhöchstadt alle selbst Sauerkraut gemacht. Meine Eltern und Großeltern haben immer ein gemacht, aber ich noch nie, sagte eine Teilnehmerin, die ihr Sauerkraut im Glas verarbeitet. So schwierig ist das nicht, sagte einer der Teilnehmer, der zum zweiten Mal dabei ist.

„Bis sich industrielle Konservierungsmethoden in Deutschland etablierten, stand selbst gemachtes Sauerkraut im Winter regelmäßig auf dem Speiseplan“. Sein hoher Gehalt an Vitamin C beugte Mangelerscheinungen vor, denn im Winter gab es kaum frisches Obst und Gemüse. Die enthaltene Milchsäure des Sauerkrautes ist zudem für eine gesunde Darmflora hilfreich und enthält Vitamin A, B und C sowie die Mineralstoffe Kalium, Kalzium und Eisen und viele Ballaststoffe. Außerdem ist das heimische Kohlgemüse kalorienarm und für die vegane Ernährung geeignet. Der Brauchtumsverein freut sich, dass so viele diese Eigenschaften zu schätzen wissen und mitgemacht haben. Vielleicht steht ja dann an Silvester wieder öfter traditionell „Rippche mit Kraut“ auf dem Tisch.

Ein Schmankerl gab es dieses Mal allerdings als Lockmittel dazu: 4 Bleche Zwiebelkuchen und Kürbisbrötchen, von Vereinsmitgliedern mitgebracht, die im vereinseigenen mobilen Backofen, ausgebacken wurden. Dazu Apfelsaft und Apfelwein. Herrlich! 

Die Aktion war wieder eine rundum gelungene Sache. Bis zum nächsten Mal, dem Zehnjährigen!

Ihr Brauchtumsverein Niederhöchstadt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert