Am Samstag, den 7. März 2020 zeigte die Biotechnologin Cordula Nentwig, bei einem Workshop des Brauchtumsvereins Niederhöchstadt e.V. genau das, nämlich wie man rohkostvegane Brotaufstriche mit einem starken Mixer zubereitet: alles rein, mixen, fertig. Und davon, dass dies in den meisten Fällen ebenso einfach wie raffiniert ist, konnten sich 16 Interessierte überzeugen!
Gezeigt wurde die Herstellung einiger süßer und herzhafter veganer Aufstriche, wie Zwetschgenmus, Bananen/Beerenmus, Hasutella, „Leberwurst“, „Hackepeter“, Quinoa-Quark und Guacamole. Am Ende des Workshop gab es die Verkostung mit vom Verein frisch gebackenem klassischen Sauerteigbrot, sowie auf von Frau Nentwig mitgebrachtem gedorrtem rohkostveganen Knäckebrot und Maisbrot.
Bevor es mit dem Mixen der Rezepte losging, gab es Wissenswertes zu beachten:
1. Ausschließlich Bioware (ungespritzt) wird genutzt, damit keine Gifte aufgenommen werden, die auch in kleinen Mengen die Darmflora schädigen und so zur Immunschwächung beitragen können. Nebenbei können so bei vielen Produkten auch die Schalen verwendet werden z.B. bei Obst oder Vanilleschoten etc. Bekanntlich stecken unter der Schale viele Vitalstoffe.
2. Kerne wie z.B. Apfel- oder Aprikosenkerne werden wegen ihres Vitalstoffgehalts mitverarbeitet oder Traubenkernmehl verwendet, da es Vitamine recyceln kann.
3. Als Zuckerersatz empfehlen sich Datteln, Birkenzucker und frische Steviablätter, die man leicht selbst im Topf ziehen kann. Birkenzucker (Erythrit) hat 40 % weniger Kalorien als herkömmliche Zucker und tötet Karies der ab, weil diese in nicht verstoffwechseln können. Erythritol, eine Abwandlung des Birkenzuckers, lässt sich genauso verwenden und ist ganz Kalorien frei, hat aber nicht den Bakterien abwehrenden Effekt. Tipp: Birkenzucker hilft auch gegen Karies. Auf Kristallzucker, Weißmehl und Industrieprodukte wird am besten ganz verzichtet.
4. Nüsse sollte man vor dem Mixen über Nacht in Wasser einweichen und das Einweichwasser weggießen. Durch den beginnenden Keimvorgang werden Lektine und Phytinsäuren deaktiviert, so dass Mineralstoffe besser aufgenommen werden können.
5. Gewürze wie Pfefferkörner oder Zimtstangen können ganz mitgemixt werden.
6. Flohsamenschalen dienen als Gelatineersatz für Eindickvorgänge. Tipp! Beim Quellen oder Fermentieren einen sauberen Nylonstrumpf über den Behälter ziehen. Hält Bakterien und Insekten ab und lässt gleichzeitig Sauerstoff durch.
7. Mit Kaisernatron kann man Obst und Gemüse waschen und gespritzte Lebensmittel teilentgiften, wenn man sich keine giftfreien leisten kann.
8. Schimmel mag es nicht gern sauer, deshalb ist die Säure von Zitrusfrüchten oder Essig zum Reinigen oder zur Haltbarmachung geeignet. Früher wurde auch Zucker oder Salz verwendet, um den osmotischen Druck so zu verändern, daß sich keine Krankheitserreger ansiedeln mochten. Heute haben wir Kühlketten, mehr Wissen über Hygiene und technische Helfer wie elektrische Dörrgeräte, so daß vieles einfacher und viel Neues möglich ist.
Zur Erläuterung: Bei der veganen Ernährung wird auf alles Tierische verzichtet, also auch auf Eier und Milchprodukte etc. Besonders wies Frau Nentwig auf die klassische Kollath -Tabelle hin. Diese zeigt die Kaskade unserer Nahrung je nach Verarbeitungsgrad an. Je natürlicher und unverarbeiteter, so gesünder, denn beim Erhitzen, Lagern und Verarbeiten nehmen die Vitamine und Vitalstoffe ab. D.h. dem frischen Apfel, vor dem getrockneten Apfel, vor dem Apfelsaft vor Apfelgelee/Apfelbonbon, den Vorzug geben.
Ein Unterschied zwischen veganer und rohkostveganer Ernährung ist, dass die Zutaten kalt (Erhitzung bis max. 42 Grad) verarbeitet werden, damit die Inhaltsstoffe und der natürliche Geschmack erhalten bleiben und dadurch maximal gesund sind. Ein Hochleistungsmixer ist dazu fast unerlässlich.
Nun ging es in die Produktion der verschiedenen Aufstriche. Die ausführlichen Rezepte können Sie auf der Website www.frischgewinnt.de finden oder bei Frau Nentwig erfragen.
Besonders gut gefallen hat die rohkostvegane „Leberwurst“. Deshalb hier der Link auf das Rezept nebst Zubereitung:
Was macht eine gute Leberwurst aus? Sie muss streichfähig sein, gut gesalzen und gepfeffert und vor allen Dingen mit Majoran gewürzt sein, denn eigentlich hat das Schweinefleisch eher weniger Geschmack als beispielsweise Nüsse.
Einfach mal probieren- ist ganz einfach und ein tolles, gesundes Party-Mitbringsel!
Am Ende des Workshops konnten die TeilnehmerInnen die Reste in mitgebrachten Schraubengläsern mitnehmen. Sie halten gekühlt ca. 3 Tage bis eine Woche und können auch problemlos eingefroren werden.
So gesund die rohkostvegane Ernährung auch ist, bedeutet sie eine Umstellung für den Körper. Die dazugehörige Entgiftungsphase führt manchmal zu ungeliebten Symptomen. Tipp! Obst beschleunigt, Gemüse verlangsamt den Entgiftungsprozess (und die Rückkehr zur alten Ernährung stoppt die Symptome vollständig, allerdings vermutlich ebenso den Entgiftungsprozess). Sauna und 70 Grad-Leberwickel können zusätzlich unterstützen.
Ach noch was: „Vegane Ernährung lässt die Kilos purzeln“. Fast unmerklich, aber dafür dauerhaft.
Von ungewohnten Mitteln wie z. B. beim Brottrunk kann es außerdem vorübergehende Umstellungsschwierigkeiten wie Dünnpfiff geben. Das kennen Sie sicher vom Apfelwein, wenn man ihn nicht gewohnt ist…
Zum Schluss gab es noch einige Buchempfehlungen, z.B. „Die Chinastudie“ als Grundlagenwerk von Prof. Campbell oder „Warum bekommen Tiere keinen Herzinfarkt …aber wir Menschen“, „Krebs-das Ende einer Volkskrankheit“ von Dr. Matthias Rath. Auch Filme wie „Gabel statt Skalpell“ oder „What the Health“ wurden als sehr informativ und hilfreich genannt.
Frau Nentwig hofft, dass sich der vermehrte Wunsch nach veganer Ernährung durchsetzt, wenn sich all diese Vorteile herumsprechen. Natürliche Ressourcen werden ebenso geschont wie die menschliche Gesundheit und die „Nutztiere“. Deshalb engagiert sie sich im Bund für Umwelt und Naturschutz im Landesarbeitskreis Ernährung, der beispielsweise angeregt, für die Kochausbildung die Zubereitung veganer Menüs mit in den Lehrplan aufzunehmen und damit diese gesunde Ernährungsform auch in Kantinen und Mensen in all ihren leckeren Varianten anbieten zu können und vom alten, verstaubten Image wegzukommen.
Außerdem gab sie den Hinweis, dass das Immunsystem mit viel frischem, Vitamin-C-haltigem Obst und Gemüse oder entsprechenden Vitaminpräparaten fit gemacht und so einer Ansteckung mit Erkältungskrankheiten wie etwa dem Coronavirus vorgebeugt bzw. ein schwerer Verlauf abgemildert werden kann.
Wer mehr wissen möchte, sollte einfach auf der o.g. Webseite, blättern oder einen ihrer VHS Kurse z.B. am 14.03.2020 zum Thema „Umweltfreundlich Essen“ in Oberursel besuchen.